Februar 1950
Dr. med. homöop. Heinrich Will (1891-1971)
Kamillen-ZauberDie Kamille ist wohl die bekannteste und volkstümlichste Heilpflanze. Sie wächst in Massen überall auf Äckern und Schutthalden, an Wegrändern usw. wo sie auch der Ärmste sammeln, die Blüten trocknen und als Hausmittel aufbewahren kann. Ihre Heilwirkung ist so vielseitig, dass man sie gar nicht genug empfehlen kann.
Wenn man 2 bis 3 Esslöffel Kamillenblüten mit 1 Liter kochenden Wasser aufbrüht und l0 Minuten ziehen lässt, hat man den berühmten Kamillen-Tee, von dem man in akuten Krankheiten schluckweise mehrere Tassen hintereinander trinkt, in chronischen 1 bis 2 Tassen im Verlauf des Tages.
Er wirkt entzündungswidrig, krampfstillend, blähungstreibend, desinfizierend und gilt vorwiegend als Frauen- und Kindermittel, weil die entsprechenden Leiden häufiger bei Frauen und Kindern vorkommen. Im Vordergrund steht seine Wirkung bei Kolik, d.h. Leibschmerzen und -krämpfen jeder Art, gleich ob sie vom Magen, der Galle, dem Darm, von Nieren, Blase oder dem weiblichen Unterleib ausgehen. Verbunden mit äußerlicher Anwendung als heißer Umschlag oder Kissen ist die schmerz- und krampflindernde Wirkung noch erhöht.
Bei verdorbenem Magen sowie chronischen Magen- und Darmentzündungen und -katarrhen bedient man sich mit Erfolg des Kamillentees, der auch bei Magengeschwüren, häufig schluckweise getrunken, große Erleichterung bringt.
Seine blähungstreibende Kraft hat sich besonders bei Säuglingen und Kleinkindern bewährt, deren unbestimmte Schmerzäußerungen häufig nur auf verhaltene Blähungen zurückzuführen sind.
Auf das Nervensystem wirkt der Kamillentee beruhigend und allgemein schmerzlindernd. Auch ist er leicht schweißtreibend und in gleichteiliger Mischung mit Lindenblütentee eines der besten Hausmittel bei fieberhaften Erkältungen, die sich auf den Magen legen. Wenn man nach einer derartigen Erkältung ein heißes ansteigendes Bad nimmt, 2 bis 3 Tassen heißen Kamillen-Lindenblütentee trinkt und im Bett gründlich nachschwitzt, kann man das Blut von den krankhaften Stoffen reinigen, ehe sie sich auf ein Organ legen und Entzündung verursachen.
In der Wundbehandlung hat sich die Kamille auch die moderne Medizin erobert. Bei allen verschmutzten, eiternden Wunden, bei Zellgewebsentzündungen, Furunkeln, Karbunkeln und Geschwüren jeder Art entfaltet sie ihre heilenden Kräfte, sei es durch Aufstreuen der gepulverten Blüten und Trockenverband, sei es durch Waschungen und Umschläge oder durch heiße Teilbäder mit dem Tee.
Kamillen Dämpfe bei Augen- und Ohrenentzündungen, heiße Kamillen-Kompressen oder -kissen auf schmerzhafte Stellen jeder Körpergegend, Gurgelungen und Spülungen mit Kamillentee sind altbewährte und offiziell anerkannte Heilmittel.
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