🟠 MIRKO'S KOLUMNE
AM SONNTAGMORGEN * sehen, begreifen -
leben & reifen *
🔸 Möbelhaus & HermesstabIch war wieder die Woche über
mit Malerarbeiten in
Salzwedelbeschäftigt. Das bedeutet früh
raus & mit dem Auto gen
Baum-
kuchenstadt. Dorten parken wo
ich
keinen Strafzettel kassiere.
Die Wetterlagen sind tipitopi für
November. Ein fesches
grau in
grau bringt mir grad Stirnesröte
ins verschwitzte
Antlitz. Doch
bin ich sehr froh daß die Temp-
eratur sich stoisch bei ca.10°C
hält & ich die
Aufgaben beack-
ern kann. Das ohn' wenn & aber.
Historisch betrachtet stehe ich
vor jenem einst privaten
Möbel-
Haus Dieterichs, deren Fassade
nun, Fördermitteln sei dank, zwei
wunderbar
himmelbläuliche An-
striche gegeben wurden.
Bemerkenswert sei zu erwähnen,
daß eine edle Figuration, eine ge-
geflügelte
Hermes-Statur - jener
Götterbote auf edlem Sockel die
Ecke der ersten Etage mit Sicht
zum
Schwarzen Adler ziert.
In der einen Hand hält er seinen
kultischen Stab in der anderen da
hat ihm der
Steinmetz wohl einen
kleinen
Münzbeutel hinzugefügt.
Ins
Spiel kam ich eigentlich nur
da der beauftragte
Malermeistermit seinen Mannen eine weitere
Großbaustelle zu bearbeiten hatt'
& mir letztlich diese
Fenster, Tür-
en noch offen ließ, so daß mich
die
Besitzerin des Haus bekniete,
daß ich ihr da bitte
behilflich sei.
Als gelernte Köchin versprach sie
mir
Kost & Lohn, wenn ich doch
zeitnah alles ausführen würde be-
vor es zu
frieren beginne.
Meine Aufgaben bestanden vor
allem darin, die 4 großen
Schau-
fenster gewissenhaft abzuschlei-
fen, mit weissem
Acryl Kanten &
Schadstellen abzudichten & den
Farbanstrich aufzutragen. Auch 2
alte Eingangstüren sollten wieder
eine neue &
saubere Oberflächebekommen. Also frisch ans Werk.
In den oberen Stockwerken fing
ich mit den kleineren
Wohnungs-
fenstern an, legte los. Drum klet-
terte ich samt Ausstattung jene
metallene Brüstung hinauf bis in
den 3.Stock. Bin
schwindelfrei.
In schaurig
schöner Höhe über
dem neuen Teil der Altstadt ge-
noss ich so nebenbei 'nen recht
attraktiven Panoramablick über
den Dächern, Türmen & Zinnen
meiner alten
Hansestadt.
Deren vielen
Fachwerke sind so
entzückend. Locker können sie
mithalten mit den and'ren
mittel-
alterlichen Städten.
Ich streiche all die Fenster nun
mit weissem Lack an den Stellen
an, wo der
Zahn der Zeit zuvor
dran genagt hatte. Da waren so
einige
Ausbesserungen arg von
Nöten. Während ich
flott & fleißigden Pinsel schwang, bemerkte
ich mit Verzögerung daß ich just
einen alten &
guten Bekanntenwieder treffen sollte.
Hey, Mensch, Mirko! Auch hier?
Mein
Restauratorfreund Andreas
Marquardt. Wir kennen uns grob
schon eine
halbe Ewigkeit. Waren
einst mehrmals Teilnehmer einer
internationalen
Lübener Werkstatt-
woche. Ach was war unsere Freud'
groß. Ein kurzer
Informationsaus-
tausch. Danach ging es ja wie von
selbst. Andreas beschäftigte sich
mit der
Hermesfigur & eben allen
schönen
Ornamenten, die er liebe-
voll in
Original-Zustand versetzte.
Ich bemalte des Freitag Morgens
die Tür an der Breitestraße als ich
hinter mir ein
lautes Knallen hörte.
Auf der Straße sah ich
Einen am
Boden Liegenden. Ein Mann lag
wie ein
Häuflein da, dessen dick-
er Alu-Radrahmen einfach glatt
durchgebrochen war, was ihm &
mir unfassbar erschien. Ihm, dem
ein erstauntes: "
Hä, was passiert
mir hier gerade?" entwich.
Ich fragte ihn sogleich ob er sich
weh getan hätte. Er verneinte das.
Wir sahen uns an. Ich kenn' Sie von
früher. Er ging an das selbe
Gymna-
sium nur zwei Jahrgänge über mir.
Norman T.
Welch ein
Ereignis, welch ein
Zufallauch. Ich war 8 Jahre in
Hamburg,
er sogar ganze 13. Er kannte mich
noch. Wußte daß ich was mit
Grafik
& Malerei mach. Ein Arbeitskollege
holte ihn mit seinem Wobau-Trans-
porter ab. Daraufhin beluden wir die
zweigeteilten
Fahrradreste. Er be-
dankte sich für die
gebotene Hilfe.
Manchmal gleicht dieses Leben
jenem Streben oder auch einem
wilden
Rodeoritt bisweilen. Häng
mich voll rein,
nehme die Kurven,
Maestro. Genieße die Achterbahn-
fahrt. Im hold'
Dahindämmerland.
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