,,Die heutigen Mediziner sehen Krankheiten als Abwehrreaktion des Organismus auf Bakterien, Viren, Toxine und andere externe, schädigende Einflüsse oder als Störung der - eher mechanistisch gedachten - normalen somatischen oder psychischen Funktionen. Die indoeuropäischen Heiler - egal ob Kelten, Germanen, Balten oder vedische Inder - sahen das anders. Für sie galt Krankheit vor allem als Auswirkung eines bösen Zaubers, als Verzauberung oder Verhexung. Sie beruht auf einem falschen, abgespaltenen Bewusstsein.
Das protogermanische Wort spellam ist der Schlüssel, um dies zu verstehen. Es bedeutet »mit Worten Vorstellungen erzeugen«; der Begriff ist verwandt mit »spalten«, aber auch mit »spielen« (altenglisch spelian) oder dem Beispiel. Das Spiel ist nicht die Wirklichkeit an sich, sondern ein »als ob«. Ein meisterhafter Spielmann vermag es, mit Lautenspiel und Gesang den ganzen Hof zu verzaubern; er kann die Zuhörer zum Lachen oder zum Weinen bringen. Das englische Wort spell verdeutlicht den Begriff am