israelische Militär im exakt selben Zeitfenster eine Wiederbesetzung von sieben Städte auf der
Westbank einstudierte, die es den Palästinensern in Übereinstimmung mit den
Friedensbedingungen von Oslo übergeben hatte. Bezug nehmend auf den New Yorker Vorfall
sagte Ostrovsky mit einem Lachen, "überraschend ist die Dummheit, es zeitlich so nah zu den
Ereignissen in Israel zu setzen, sodaß man die Verbindung sehen konnte. Der Hintergrund all
dieser israelischen Operationen besteht darin, den Amerikanern zu suggerieren, daß sie im
gleichen Boot säßen wie Israel. Glücklicherweise tun sie das aber nicht."
• Abermals vier Jahre später, Anfang August 2001, wurde ein streng geheimer israelischer
Militärplan vorsätzlich an die Öffentlichkeit gegeben. Sein Inhalt: Die Wiederbesetzung aller
Gebiete, die durch Yassir Arafats Autoritäten kontrolliert wurden sowie die Auflösung ihres
gesamten Zivil- bzw. Sicherheitsapparats. Innerhalb von Stunden nachdem der Plan
veröffentlicht und in der amerikanischen Presse bekannt gemacht worden war, schickte
Aussenminister Colin Powell durch den US-Botschafter in Tel Aviv eine Eilmeldung an die
israelische Regierung, sich aufreizender Handlungen zu enthalten, die von Amerikas arabischen
Alliierten ´falsch gedeutet´ werden könnten. Dann kam der 11. September. Und innerhalb von
Stunden nach dem Angriff auf die USA rückten israelische Panzer und Infanteriekräfte auf
Jericho und Jenin vor. Beide palästinensichen Städte wurden besetzt. Benjamin Netanjahu
bezeichnete 9/11 in öffentlicher Rede als "gut für Israel", sein Land "profitiere" von dem
Jahrhundertereignis, welches die öffentliche Meinung in den USA sehr zum Wohle Israels
gewendet habe. Das war 2008.
Zur gleichen Zeit unterstützte er die Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen, um den
inner-palästinensischen Konflikt zwischen der Hamas und der Befreiungsorganisation PLO
aufrechtzuerhalten. "Das ist Teil unserer Strategie: Eine Trennung zwischen den Palästinensern in Gaza
und im Westjordanland herbeizuführen" zitiert die Deutsche Welle Netanjahu. Er sprach diese Worte
Anfang 2019 vor der Fraktion seiner Likudpartei. "Wer gegen die Staatwerdung Palästinas sei, müsse die
finanzielle Aufrüstung von Gaza unterstützen, da das Aufrechterhalten einer Trennung der
Palästinensischen Behörden in der Westbank und der Hamas in Gaza ebendiesen Prozess verhindere" - so
überliefert die Times of Israel die Einschwörung des Dauerstaatschefs am 8.Oktober 2023, Stunden nach
dem Grenzdurchbruch, der die Zeitbombe Nahost ein neuerliches Mal scharf stellte.
Womit wir wieder in der Jetztzeit sind. Und in einer Situation, in welcher der Zionstaat in Gaza rein
militärisch alles erreicht hat; auf dem Feld der Diplomatie allerdings eine der größten Niederlagen seiner
Geschichte verzeichnen muss. Die Opferkarte, die im Nahfeld des 7. Oktober noch sehr stichhaltig schien
ist, maßlos ausgereizt, vom Tisch. Wir blicken in Gaza auf ein einzigartiges Trümmerfeld, das
Erinnerungen an die Dresdner Bombardierung 1945 wach werden lässt - der Unterschied zu damals ist,
daß der Horror in Nahost einfach kein Ende finden will. Die Bilderflut von gemetzelten Flüchtlingstrecks,
bombardierten Krankenhäusern, angegriffenen Rotkreuzkonvois und zerschossenen Schulen wächst
weiter und weiter. Parallel dazu beginnt sich eine internationale Solidarität, auf die Israel ausserhalb der
muslimischen Welt stets setzen konnte, in ihr Gegenteil zu verkehren.
Diese Situation ist hochgefährlich, weil Israels Hardliner aus der Zwickmühle herausfinden müssen- und
dafür, wie gesehen, historisch ein Patentrezept zur Hand haben: Terror gegen eigene Leute und/oder
abtrünnige Freunde, fremd geflaggt, als Lehrstunde des Grauens, im Dienste einer Rückverbindung. Und
neuer Schulterschlüsse.
In Zeiten wie diesen gilt es achtsam zu sein, auf ´Bewegung´ im Spinnennetz öffentlicher Wahrnehmung.
Volkspädagogischer Terror a la 9/11 ´geschieht´ nicht einfach von heute auf morgen. Er wird vorbereitet,