Frau Holle und die Macht der Weiblichkeit.
In den Sagen und Märchen der Rauhnächte begegnen uns immer wieder weibliche Gestalten und Göttinnen, die in der Mythologie und im Volksglauben eine große Rolle spielten. Tatsächlich sind Mutterriten und die weibliche Seite der Spiritualität wie Fruchtbarkeit, Neugeburt und Wachstum eng mit der Überlieferung der Rauhnächte verknüpft. Nicht umsonst werden diese auch als Mutternächte bezeichnet.
Je nach Zeitalter und Region tragen die Göttinnen verschiedene Namen. Doch immer repräsentieren sie Qualitäten wie Fruchtbarkeit, Erneuerung und weibliche Intuition.
Frigg, die wunderschöne Urgöttin der nordischen Mythologie, ist die Schutzherrin der Ehe und der Mutterschaft. Sie ist eng mit der Liebesgöttin Freya verwandt und wird oft mit ihr verwechselt. In Bayern kennt man Frigg unter dem Namen Berta, Berchtl oder Berchta (die »Strahlende«). Im Volk wurde sie hoch verehrt. Unter dem Einfluss der Christen wurde die »Strahlende« jedoch bald als Gespenst umgedeutet. In Sagen wurde sie als des Teufels Großmutter beschrieben, die nachts mit Hunden an ihrer Seite durch die Lande zieht und Schrecken verbreitet.
Frau Holle.
Die zentrale weibliche Gestalt, die heute noch besonders oft mit den Rauhnächten in Verbindung gebracht wird, ist Frau Holle, die wir alle aus dem Märchen der Brüder Grimm kennen. Allerdings war Frau Holle schon lange vor dem Grimm’schen Märchen die Heldin zahlreicher Sagen und Volksbräuche.
Am Grund des »Frau Hollen Teichs« gibt es Blumen, Obst und Kuchen, die Frau Holle bereitwillig mit ihren Besuchern teilt. Frauen, die in den Teich steigen, macht sie gesund und fruchtbar. Faule Spinnerinnen bestraft Frau Holle, indem sie ihnen den Flachs anzündet, während die Fleißigen belohnt werden und Silbergroschen in ihren Putzeimern finden.
Meist erscheint Frau Holle als strahlend weiße Gestalt (»Holle« leitet sich von »die Holde« oder »die Helle« ab). Sie repräsentiert das Urweibliche, schenkt neues Leben, schützt die Verstorbenen und hütet die Seelen der Kinder – oft wird sie mit zwei Heimchen abgebildet, feenhaften, zarten Wesen, Grillen, die die Seelen der zu früh verstorbenen Kinder symbolisieren. Frau Holle ist die Behüterin der Kinder und des Lichts.
Frau Holle gestaltet das Wetter und wacht über die Spinnstuben. Das Spinnen galt jahrhundertelang als typisch weibliche Tätigkeit. In den Spinnstuben wurden in kalten Winternächten von Generation zu Generation Geschichten und Märchen überliefert, und es wurde geweissagt.
Frau Percht.In der Alpenregion ist es weniger Frau Holle als vielmehr die »Percht« oder »Berchta«, die während der Rauhnächte das Leben und die Natur symbolisiert. Im Gegensatz zur eher gütigen, weisen Frau Holle wurde Frau Percht mit der Zeit immer stärker dämonisiert. In Schwaben, Thüringen und Franken sagte man zu frechen Kindern: »Schweig, oder die wilde Berchta kommt und holt dich.« Percht oder Berchta wird meist als alte, furchterregende Frau mit zotteligen Haaren beschrieben. Sie steckt nicht nur unartige Kinder in den Korb, sondern schlitzt unordentlichen Hausfrauen auch schon einmal den Bauch auf.
Jährlich zieht die Percht an der Spitze der »Wilden Jagd« durchs Land. Doch während sie die Menschen in Angst und Schrecken versetzt, verleiht sie den Böden und Äckern Fruchtbarkeit.
In den Perchtenläufen, dem vielleicht bekanntesten Rauhnachtbrauch, wird der Segen von Frau Percht durch rhythmisches Schreiten, Hüpfen, wilde Sprünge über das Feuer und lautstarkes Trommeln und Rasseln auch heute noch vielerorts beschworen.•
Valentin Kirschgruber.#Rauhnächte #Zwölfte #FrauHolle #Holda #FrauPercht #Perchta #Berchtahttps://t.center/vaterlaendischer_weiberbund 🌹