Der wilde Jäger jagt eine Frau.
Mündlich aus dem Havellande und Meklenburg.
Mal ist ein Pferdeknecht bei Priort in der Nacht in der Koppel, und die lag grade an einem Kreuzwege, da kömmt eine Frau eilig dahergelaufen, die bittet ihn, er möge sie doch über den Weg bringen. Anfänglich wollte er's nicht, aber da sie ihn so flehentlich bat, that er es endlich doch, und als sie nun hinüber war, lief sie so eilig davon, als sie nur immer vermochte, und ward wunderbarer Weise immer kleiner und kleiner, bis sie zuletzt nur noch auf den Knieen lief. Gleich danach kam aber der wilde Jäger mit seinen Hunden daher, und verlangte von dem Hirten auch über den Kreuzweg gebracht zu werden, denn er jage nun schon seit sieben Jahren nach jener Frau, und wenn er sie in dieser Nacht nicht bekomme, so sei sie erlöst. Da brachte denn der Hirt ihn sammt seinen Hunden hinüber und es dauerte auch nicht lang, so kam der wilde Jäger zurück und hatte die Frau, die ganz nackt war, quer vor sich auf dem Pferde liegen. – Andre sagen, es sei ein Reiter ohne Kopf, wieder andre, es sei der Böse selber gewesen, der die Frau gejagt.
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In Mirow in Meklenburg wird erzählt, ein schwarzer Jäger habe die Frau gejagt und als er nachher mit ihr zurückgekehrt sei, habe er ein Stück von einer Pferdekeule abgeschnitten, das dem Bauer, der zu Wagen war, gegeben, und ihm gesagt, davon solle er sich morgen eine Suppe kochen; er solle es aber ja fest an den Leiterbaum binden, sonst möchte ers verlieren. Darauf sei der Bauer nach Hause gefahren und als er es hier seiner Frau geben wollen, sei's ein Goldklumpen gewesen.•
Aus:
Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Adalbert Kuhn / W. Schwartz. Leipzig 1848.
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