Die Germanen glaubten daran, dass jeder Mensch ein Leben lang von einem Schutzgeist begleitet wird, der sogenannten „Fylgja" bzw. „Folgeseele". Laut Jacob Grimm offenbarte sich diese Fylgja vorzüglich „in Gestalt eines Tiers, das zur Sinnesart des Menschen stimmt, dem sie angehört". Es scheint sich um „schamanische Krafttiere" bzw. „Totems" zu handeln. Aufgrund ihrer „Überlappungen mit den sog. Landvættir" kann man die Fylgien zu den Naturgeistern zählen.
Zugleich gibt es die These, dass die Fylgja ihren Wohnsitz in einem Baum hat, nämlich im Vårdträd vor dem Gehöft:
„Der Baum gilt ferner als Lebensbaum, als Sitz des Schutzgeistes eines Menschen, gleichsam als sein Doppelgänger in der Pflanzenwelt. Solange der Baum grünt und blüht, gedeiht der Mensch, wenn sein Baum verdorrt oder stürzt, geht der Mensch zugrunde. Fortreisende verknüpfen oft ihr Leben mit einem in der Heimat eingepflanzten Baume. Wie der einzelne einen Schicksals- oder Geburtsbaum hat, so auch die ganze Sippe. Die Dorflinde, der schwedische vårdträd mag damit zusammenhängen. Der Hausbaum ist auch Sitz des Hausgeistes, des Ahnherrn, der seine Nachkommen beschützt. In allen diesen Vorstellungen spielen Baumseelen und Menschenseelen ineinander...." (Wolfgang Golther)
Auch der Weltenbaum Yggdrasil wird von Tiergeistern bewohnt (Hirsche, Eichhörnchen, Adler und Habicht, Schlangen).
- Thomas Höffgen, Nordische Naturgeister -