Das kleine Ich.
Der Mensch hängt am eigenen Ich. Er liebt nichts mehr, als seine eigene Existenz, seine Identität, seinen eigenen Namen. Der Mensch berauscht sich an dem, wer er ist und wie er ist. Im Verhältnis zu den anderen Ich‘s.
Er glaubt und meint, das Leben drehe sich nur um sein Ich. Er meint, Leben sei sein Ich. Der Mensch registriert auch anderes Leben, liebt beizeiten auch andere Ich’s. Er sorgt sich auch um andere Ich’s, kümmert sich, gibt und liebt.
Das Ich ist immer nur ein winziger Teil, ein Teil des Ganzen. Es wird nie zum alleinigen Ganzen werden, nie, zu keiner Zeit. Nie wird die eigene Persönlichkeit derart bedeutsam sein. Jeder Mensch ist ein Teil. Ein Teil dessen, was wir Leben nennen.
Also steckt in jedem Menschen Leben. In allem steckt Leben. In jedem Lebewesen. Doch es gibt Unterschiede in den Arten. Es gibt göttliches Leben, geistiges Leben, wesenhaftes Leben, feinstoffliches Leben, grobstoffliches Leben.
Hier auf Erden ist der Endpunkt, der Umkehrpunkt, hier mischen sich alle Lebensformen. Es gibt noch tiefere, dunklere Welten, doch hier ist der Punkt, an dem im Grobstofflichen geistiges Bewusstsein erlangt werden kann.
Des Menschen Kern ist Geist. Das ist sein wahrer Lebensquell. Im Ursprung ist der Mensch Geist. Doch der Mensch befasst sich im Wesentlichen mit seinem Körper, erkennt und anerkennt das Grobstoffliche, reduziert so sein wahres Sein auf das erdgebundene Ich.
Das ist eine Reduktion auf das Niedere und Schwere, und keine Transformation in das Hohe und Lichte. Die Reise des Menschen ist leicht erklärt:
Wir kamen als Geistsame aus der unbewussten Vollkommenheit in die anfänglich für uns unbewusste Unvollkommenheit, um uns hier auf Erden der Unvollkommenheit bewusst zu werden und so wieder bewusst in die Vollkommenheit zurückzukehren.
Wie erweitere ich mein Bewusstsein?
Wie gelange ich zu Bewusstsein?
Worüber kann ich Bewusstsein erlangen?
Da stößt das Ich schnell an seine irdischen Grenzen. Doch das Leben bietet mannigfaltige Hinweise und Zeichen. Wie im Himmel, so auf Erden. Die Wahrnehmung hilft in der Wahrheitsfindung. Wenn man denn sucht.
Der Mensch könnte im Abgleich erkennen, dass er nicht das einzige Wesen ist auf Erden. Er könnte erkennen, dass es noch andere Lebensarten und Lebensformen gibt. Er könnte die Zweigeschlechtlichkeit entdecken, die Geburt und den Tod.
Er könnte die Formen erkennen, gasförmig, flüssig, fest. Er könnte Licht und Dunkel erkennen. Er könnte den Wandel durch die Zeit registrieren. Es könnten ihm die Schöpfungsgesetze bewusst werden. Er könnte entdecken, dass er Gedanken hegen kann, Gefühle wahrnehmen kann und sogar Empfindungen in sich trägt.
Er könnte auch über seine Identität des Ichs hinauswachsen, sein Sein im Laufe des Lebens erkennen. Der Mensch könnte sein Selbst entdecken, als Ausdruck seiner Existenz. Er könnte eine Ahnung erspüren, dass er wieder inkarniert sein könnte.
Er könnte eine höhere Ordnung und Strahlung entdecken, in der Betrachtung und Beobachtung allen Lebens. Er könnte das Tierische und Kindliche erkennen, das Sanfte und das Grobe, das Schöne und das Hässliche. Er könnte das Einende und Trennende entdecken.
Er könnte den selben Botenstoff des Geistes im anderen Menschen erkennen. Ja, in anderer Ausdrucksform, doch im Kern die gleiche Urenergie. Das könnte die Selbstliebe und die Nächstenliebe beleben, damit könnten trennende Untugenden im Ich geheilt werden.
Das Ich dürfte schrumpfen, das Sein könnte wachsen. Das materielle Ich müsste sich nicht weiter beweisen und um Bedeutung buhlen. Das leichtere Selbstbewusstsein dürfte geistig hervortreten, käme vom Geschäfte machen ins Geschenke machen.
Der Mensch bräuchte nicht mehr handeln, er könnte ichlos dienen und geben, da der geistige Lohn ihm selbstbewusst und gewiss wäre.
Die Verdrängung würde aufhören, die Veredelung könnte einsetzen, da es keinen Kampf mehr bräuchte um grobstoffliche, endliche Güter.
Das Sein würde freudig aus der Fülle der geistigen Welt schöpfen, das Ich wäre überwunden.
Mutig voran, Gott wohlgetan.
30.12.2024 ©️ Valtiero von Soulentio