Eine Untersuchung der Ernährung der indigenen Landbevölkerung in China ergab, dass der Durchschnittskonsum von Fleisch, Fisch und Eier
zusammen weniger als 3% der
Gesamtnahrungsmenge ausmachte. Dazu fehlten jegliche Milchprodukte. Die Nahrung
bestand zu 88% aus Vollgetreide, ergänzt durch Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse (Adolph 1946, Journal of the American Dietetic
Association Oct. 1946).
Im Winter 1956/57 wurde die Ernährung der Bewohner von Portinico, 30 km südlich von Palermo in Italien, eineinhalb Monate lang untersucht. Fleisch gab es 3-4 mal im Jahr, Eier ähnlich oft, aber keine Milchprodukte. Die Hautpnahrung bestand aus Brot, Oliven,
Kichererbsen, Zichorienwurzeln und anderem Wildgemüse (Parodi 1960, "Wie sizilianische Landleute sich ernähren", Der Wendepunkt).
Aus all diesen und weiteren ähnlich gelagerten Beispielen lässt sich schließen, dass indigene Menschengruppen, sofern ihre natürliche Umgebung das zulässt, in allererster Linie von Früchten, Samen und Wurzelgemüse verschiedener Arten leben, in zweiter Linie von Blättern und Pflanzenteilen und erst in dritter Linie von tierlichen Nahrungsmitteln. Diejenigen
Menschengruppen aber, die aufgrund ihrer natürlichen Umgebung hauptsächlich auf tierliche Nahrungsmittel angewiesen sind, müssen schwere, negative Konsequenzen für ihre
Gesundheit tragen.
Nahrung nah verwandter Tierarten
Zur Frage der "natürlichen" Ernährung der Menschen ist es vielleicht auch instruktiv zu
fragen, wie sich die den Menschen am nähersten verwandten Tierarten ernähren. Das ist im Zusammenhang mit der Ernährung besonders relevant, weil das Verdauungssystem so phylogenetisch alt ist, dass es sich in den letzten Jahrmillionen nicht viel verändert haben
wird. Am Yerkes Primate Center in Atlanta, USA, wurden einige Schimpansen und gleich
viele Menschen diesbezüglich untersucht. Alle Testsubjekte erhielten genau dieselbe
Nahrung, die im Lauf der Experimente in ihrem Zelluloseanteil variierte. Dabei wurde anhand von Fäkal- und Blutuntersuchungen die Verdauungsfähigkeit und -geschwindigkeit verglichen. Das Resultat war, dass sich Schimpansen und Menschen in allen gemessenen Variablen völlig glichen. Offenbar sind die Verdauungsapparate von Schimpansen und Menschen im wesentlichen gleich (Milton und Demment 1988, Journal of Nutrition, Vol. 118, No. 9, pg 1082).
Die Schimpansen von Kanyawara, Kibale Forest Reserve, Uganda, und die Bonobos vom
Lomako Forest, Zaire, ernähren sich wie folgt Seite 10 v
(Chapman, Wright und Wrangham 1994, "Party size in Chimpanzees and Bonobos", in: Chimpanzee
Cultures, Harvard Univ. Press):
Nahrung
Früchte
Bonobos 72.1%
Schimpansen 82.1%
Blätter
Bonobos 24.9%
Schimpansen 8.0%
Tierliches
Bonobos 0.1%
Schimpansen 0.2%
Kräuter
Bonobos 2.1%
Schimpansen 9.6%
Anderes
Bonobos 0.8%
Schimpansen 0.1%
Bonobos und Schimpansen sind also in allererster
Linie Fruchtesser. Den Rest der
Nahrung machen Blätter und Kräuter aus. Der tierliche Nahrungsanteil ist verschwindend gering. Natürlich variieren die verschiedenen
Prozentsätze bei den verschiedenen Schimpansen- und Bonobogruppen, aber grundsätzlich bleibt diese Aussage gültig. Die
nächstnäheren heute lebenden Verwandten sind dann die Gorillas, die zwar auch fast
vollständig vegan leben (mit der seltenen Ausnahme von Insekten und Larven), aber einen höheren Pflanzen- und einen niedrigeren Früchteanteil in ihrer Nahrung aufweisen. Die Orang Utans schließlich, die den afrikanischen Menschenaffen (inkl. der Menschen) entferntest verwandten Menschenaffen, leben wiederum fast
ausschließlich von Früchten, und zwar nachweislich von mindestens 400 verschiedenen Arten (Galdikas 1995, "Reflections of Eden", Chatham, Kent).
Die Dicke des Zahnschmelz an den Zähnen sagt auch einiges über die Ernährungsweise
aus. Zahnschmelz ist die härteste bekannte biologische Substanz. Orang Utans und
Menschen haben einen dickeren Zahnschmelz als Gorillas und Schimpansen. Dickerer
Zahnschmelz deutet auf härtere Nahrungsmittel hin. Je mehr Nüsse, Wurzeln und Samen,
also Nahrungsmittel, die härter sind und daher stärker gekaut und zermahlen werden