Ich sah im Traum den Geist geknebelt,
umringt von kalt und grau Gemäuer.
Gänzlich von fremden Tand vernebelt,
Vergangen - was einst lieb und teuer.
In Demut beugte er sich nieder,
die Treu' und Ehr' dem Herz entrissen.
Sah wankelmutgeschwächte Glieder,
der Feigheit weißes Banner hissen.
Und rings' da klang Waschweibgejammer,
Und untertänigst wurd gekrochen.
Sah Edelmut zur Schau am Pranger.
Hört' müd und schwach die Herzen pochen.
Sah kranke Seelen - Pein geplagte,
von Selbstzweifeln zerfressen.
Allweil am Selbstbewusstsein nagte,
die Angst und Gram wuchs unterdessen.
Wie Sklaven zogen sie die Karren.
Sah kümmerlich das Leben fristen.
Wie sie tatenlos der Dinge harren.
Und fremden Geist im Geiste nisten.
Sah Flaggen weh'n am Fahnenmast,
die nicht für meine Werte stehen.
Und sah erzürnt ohne Ruh und Rast,
die Väter sich im Grabe drehen.
Glanz und Gloria war'n gewichen,
der Fahneneid wart längst verklungen.
Aus dem Gedächtnis jäh gestrichen,
das Lied der Treue was einst gesungen.
Zerfallen war'n die stolz' Gemäuer,
die starke Väterhand erbaute.
Erloschen war der Herzen Feuer.
Nur Düsternis mein Aug' erschaute.
Sah Brüder die im Zwiestreit lagen,
sich im Gezank, die Aug' ausstechen.
Und Mütter am Kindergrabe klagen.
Sah der Ahnenkette Glieder brechen.
Ich sah den deutschen Geist geknebelt,
mein Herz gequält von tausend Sorgen.
Und ich erwachte wie benebelt,
Und schrie und schrie als gäb's kein Morgen.
-Marco Krause, 2023-
@DeutscheDD