Kammer Russland I DE 🇩🇪

Verzögerungen bei Kasachstan-Transfers
Im Zahlungsverkehr zwischen Russland und Kasachstan kommt es zunehmend zu Verzögerungen. Wie die Wirtschaftszeitung RBC erfuhr, sind Überweisungen zwischen beiden Ländern aktuell 24% länger unterwegs als im Juli. Grund dafür sei eine immer strengere Compliance der kasachischen Banken. Bis das Geld in Kasachstan ankomme, würden einige Wochen bis zwei Monate vergehen, berichten Logistikunternehmen und Kanzleien. Andere Unternehmen bestätigen den Trend, nennen jedoch kürzere Fristen. Die Vorsicht der kasachischen Banken erkläre sich hauptsächlich mit dem Risiko von Sekundärsanktionen der USA, so der Bericht. / RBC (RU)

Stimmrechtsentzug in Estland
Russen und Belarussen mit ständigem Wohnsitz in Estland soll künftig verboten werden, bei Kommunalwahlen in dem baltischen EU-Land abzustimmen. Eine entsprechende Änderung der estnischen Verfassung brachte die Regierung in Tallinn am Donnerstag auf den Weg. Die Maßnahme richte sich gegen die „Bürger der beiden Aggressor-Länder“, erklärte Regierungschef Kristen Michal. Davon betroffen seien etwa 70.000 russische und belarussische Staatsangehörige, die dauerhaft in Estland leben. Es wird erwartet, dass das estnische Parlament die Novellierung in einem Eilverfahren beschließt, damit sie noch vor den nächsten Kommunalwahlen im Oktober 2025 in Kraft treten kann. Bei den jüngsten Wahlen im Jahr 2021 hatten noch 42,5% der in Estland lebenden stimmberechtigten Russen abgestimmt. Unter den Belarussen war die Wahlbeteiligung mit 49,5% etwas höher. / Interfax (RU)

UniCredit verteuert Überweisungen
Die Russlandtochter der italienischen UniCredit-Bank hebt ab Dezember die Gebühr für Auslandsüberweisungen in Devisen von 2% auf 5% an. Die Mindestgebühr steigt von 200 auf 500 Dollar, die Maximalgebühr bleibt bei 1000 Dollar. Außerdem müssen Privatkunden von UniCredit seit Dienstag Überweisungen ins Ausland von der Bank genehmigen lassen, wenn ihr Betrag unter 10.000 Dollar oder Euro bzw. unter 70.000 Yuan liegt. / Frank Media (RU)

Verbot für Russland-LNG
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) soll einem Zeitungsbericht zufolge den Terminal-Betreiber Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) angewiesen haben, kein Flüssigerdgas (LNG) aus Russland anzunehmen. Das erfuhr die britische Wirtschaftszeitung Financial Times aus einem Brief des Ministeriums, der am vergangenen Mittwoch an die DET gegangen sein soll. Darin werde der Betreiber von vier deutschen LNG-Terminals aufgefordert, bis auf weiteres „keine russischen Lieferungen zu akzeptieren“. Bei dem Verbot gehe es um übergeordnete Interessen Deutschlands. Die DET hatte zuvor angekündigt, zum 17. November eine Lieferung von russischem Flüssigerdgas am Standort Brunsbüttel zu erwarten. Dies würde, so das BMWK, den eigentlichen Zweck der neu gebauten LNG-Terminals unterlaufen, nämlich Deutschland „unabhängig vom russischen Gas“ zu machen. / Financial Times (EN), Forbes (RU)

Four Seasons verstaatlicht
Ein Gericht in Moskau hat das gegenüber dem Kreml liegende Hotel Four Seasons verstaatlicht. Grund ist die Verschuldung seines bisherigen Eigentümers Alexej Chotin. Er wurde im Frühjahr im Zusammenhang mit der Pleite seiner Bank Jugra im Jahr 2017 zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Bekannt sind Forderungen von Banken wie Sberbank und Alfa-Bank gegenüber Chotin. Warum das Gericht nun die Verstaatlichung des Hotels und nicht etwa seine Entnahme zugunsten der Gläubiger verfügte, ist unklar, so Experten gegenüber dem Medienhaus Kommersant. Der Wert des gesamten von der Entscheidung betroffenen Hotelkomplexes, zu dem auch ein Einkaufszentrum gehört, wird auf rund 35 Mrd. Rubel (336 Mio. Euro) geschätzt. / Kommersant (RU)

Industrie für Zentralbank-Regulierung
Der russische Unternehmerverband RSPP wünscht sich ein Mitspracherecht der Regierung in der Geldpolitik der Zentralbank. Der Vorschlag findet sich in einer Stellungnahme des Verbands zum Strategiepapier der Zentralbank für die kommenden drei Jahre, schreibt die Wirtschaftszeitung Vedomosti, der ein Entwurf des Dokuments von RSPP vorliegt. Demnach solle das Zentralbank-Gesetz so geändert werden, dass die Zentralbank ihr grundlegendes Strategiepapier mit der Regierung abstimmen muss. Diese könnte dann die Geldpolitik daraufhin prüfen, ob sie mit Zielen der Regierung vereinbar ist, und notfalls korrigieren, so der Vorschlag von RSPP. Beispiele für solche Ziele seien die wirtschaftliche und soziale Entwicklung, die Stärkung der staatlichen Souveränität, das Wachstum der Bevölkerung und die Steigerung der Lebensqualität. Die Zentralbank kritisierte den Vorstoß, da er ihre Unabhängigkeit beschneiden würde. / Vedomosti 1, 2 (RU)

Gewinner und Verlierer
Die Stahlmagnaten Alexej Mordaschow und Wladimir Lissin sind die bisher größten finanziellen Gewinner unter den russischen Superreichen. Das geht aus dem laufend aktualisierten Milliardärs-Ranking des US-amerikanischen Wirtschaftsmagazins Bloomberg hervor (siehe Grafik). Der größte Verlierer ist demnach Alischer Usmanow, der sein Vermögen ebenfalls der Metallbranche und dem Bergbau verdankt. / Bloomberg (EN)

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Warnung vor Stagflation
Um eine Rezession in Russland zu vermeiden, müsste der russische Leitzins bis Mitte 2025 von aktuell 21% auf 15-16% sinken. Das schreibt das Zentrum für makroökonomische Analyse und kurzfristige Prognose (ZMAKP) in einer aktuellen Analyse. Die hohen Zinsen drohten die Wirtschaft abzuwürgen, ihr Einfluss auf die Inflation sei dabei nur beschränkt, meinen die Analysten des Wirtschaftsforschungsinstituts. Grund dafür sei, dass die Preise nicht wegen einer starken Nachfrage steigen, sondern wegen eines knappen Angebots an Waren und Dienstleistungen. Zudem würden die Unternehmen ihre mit dem Leitzins steigenden Kosten auf die Verbraucher umlegen, wodurch die Inflation weiter an Fahrt aufnehme. Wegen der strengen Geldpolitik der russischen Zentralbank drohe der russischen Wirtschaft eine Stagflation, also das Zusammentreffen von stagnierender Wirtschaft und schnell steigenden Preisen, schließt die Analyse. / Vedomosti, ZMAKP (beide RU)

Factoring immer profitabler
Die Probleme im internationalen Zahlungsverkehr lassen die Kassen der Vermittler klingeln. Von Januar bis September 2024 erzielten die Factoring-Gesellschaften in Russland zusammen einen Erlös in Höhe von 265 Mrd. Rubel (2,54 Mrd. Euro), geht aus Daten des Branchenverbandes AFK hervor. In Rubel gerechnet bedeutet dies fast eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahreszeitraum (97 Mrd. Rubel) und ist 2,5-mal so viel wie 2022 (110 Mrd. Rubel). Die führenden Akteure der Branche konnten auch ihre Gewinne 2024 im Jahresvergleich mindestens verdoppeln. Angesichts der sanktionsbedingten Beschränkungen im Zahlungsverkehr sind Factoring-Gesellschaften, die Export- und Importgeschäfte bedienen, im russischen Außenhandel zunehmend gefragt. Ihr Portfolio wuchs laut AFK im Jahresvergleich um mehr als die Hälfte auf zuletzt 2,73 Bio. Rubel (26,2 Mrd. Euro). Die Anzahl aktiver Unternehmenskunden erhöhte sich um ein Viertel auf 16.500. / Kommersant, Frank Media (beide RU)

Aussicht auf Grenzöffnung mit Finnland
Finnland könnte seine seit Ende 2023 geschlossene Grenze zu Russland bis März wieder öffnen, erfuhr das St. Petersburger Nachrichtenportal 47news. Darum sei es bei einem informellen Gespräch zwischen hochrangigen Grenzbeamten aus beiden Ländern Anfang Herbst gegangen. Die Finnen hätten dabei mangelnde russische Kooperation beklagt, behauptet das Portal. Die russische Seite habe die Vernachlässigung der Grenzzone bemängelt und dem Nachbarn vorgeworfen, mit dem vor Kurzem begonnenen Bau eines 200 Kilometer langen Grenzzauns gegen bilaterale Vereinbarungen zu verstoßen. „Die finnischen Vertreter räumten ein, dass sich die wirtschaftliche Situation im Grenzgebiet Finnlands wegen der Grenzschließung verschlechtert hat“, schreibt das Portal. / 47News, Kommersant (RU)

Iranisches Bezahlsystem kommt
Das iranische Bezahlsystem Shetab und das russische Pendant Mir wurden am Montag offiziell miteinander vernetzt, berichtet die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Seitdem könnten Iraner mit ihren Shetab-Karten Geldautomaten russischer Banken benutzen, erklärt die russische Wirtschaftszeitung Kommersant. Künftig soll auch das Bezahlen mit Mir-Karten im Iran und mit Shetab-Karten in Russland möglich sein. Die Pläne für eine Integration von Mir und Shetab waren im Frühjahr 2022 bekannt geworden. Laut dem russischen Vizepremier Alexander Nowak erörterten Russland und der Iran damals auch die Möglichkeit, ihre nationalen Systeme zur Übermittlung von Finanznachrichten miteinander zu vernetzen. / Interfax, Kommersant (beide RU)

Neues Sanktionspaket in Arbeit
Die Europäische Union arbeitet an neuen Sanktionen gegen Russland, erfuhr die Brüsseler Online-Zeitung EUobserver aus Diplomatenkreisen. Diskussionen zum 15. Sanktionspaket sollen am 19. November offiziell starten. Bis dahin sollen die EU-Mitgliedsländer ihre nationalen Wünsche und Anregungen an die EU-Kommission übermittelt haben. Als weitere Schritte seien u. a. Besprechungen mit EU-Diplomaten und Verhandlungen im EU-Rat vorgesehen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, der sein Amt zum 1. Dezember planmäßig niederlegt, bestätigte die Vorbereitung neuer Sanktionen: Mit dem 15. Paket wolle man gegen die Umgehung der bereits bestehenden Strafmaßnahmen insbesondere im Bereich Technologie besser vorgehen. / RBC (RU)

Weniger Beamte geplant
Bis zum 1. Juli 2025 sollen in den russischen Regionen rund 40.000 Staatsdiener entlassen werden. Das sieht ein Plan der Regierung vor, von dem die Zeitung Kommersant erfuhr. Die Streichung mindestens jeder zehnten Beamtenstelle in den regionalen Behörden sei die Fortsetzung der 2020 begonnenen Verschlankung der Bürokratie. Damals wurden 10% der föderalen Stellen gekürzt. Auch die in der zweiten Runde eingesparten Mittel sollen in die Gehälter der verbleibenden Mitarbeiter fließen und so ihre Effizienz steigern. Angesichts der Probleme bei der Personalsuche könnten viele Ämter einfach die Zahl ihrer etatmäßigen Stellen kürzen, statt Mitarbeiter zu entlassen, so der Bericht. / Kommersant (RU)

Rekorddefizit an Arbeitern
Russland fehlten im 2. Quartal des laufenden Jahres 2,7 Mio. Arbeiter, ergab eine Studie der Moskauer Wirtschaftsuniversität Higher School of Economics. Das sei 10% mehr als im vorangegangenen Quartal und der höchste bisher ermittelte Wert. Am größten war das Defizit im verarbeitenden Gewerbe und im Handel, wo 401.000 bzw. 391.000 Arbeiter fehlten. An dritter Stelle folgte der Transport mit 218.000 unbesetzten Stellen. / Izvestia (RU)

Novatek darf Zahlen zurückhalten
Immer mehr russische Unternehmen sind von der Berichtspflicht befreit. Gestern erlaubte Russlands Präsident Wladimir Putin u. a. dem größten privaten Gasproduzenten des Landes, Novatek, und dem Ölkonzern Surgut, selbst darüber zu entscheiden, welche Informationen sie an die Öffentlichkeit geben. Die zurückgehaltenen Daten müssen sie der russischen Zentralbank übermitteln. Damit steigt die Zahl der befreiten Unternehmen auf 118, darunter Ölproduzenten wie Rosneft und Tatneft, der Erdgaskonzern Gazprom sowie die Großbank Gazprombank. Die im November 2023 erstmals beschlossene Maßnahme soll die Unternehmen vor westlichen Sanktionen schützen. / RBC (RU)

Kartoffelpreise steigen weiter
Die Preise für Kartoffeln steigen in Russland immer schneller. Ende Oktober legten die Einzelhandelspreise im Jahresvergleich um fast 61% zu. Landesweit kostete ein Kilo 44,7 Rubel (0,44 Euro), berichtet der russische Kartoffelverband. In der wichtigsten russischen Agrar-Region Krasnodar meldete das Statistikamt einen weiteren Anstieg der Kartoffelpreise um mehr als 8,1% allein in der ersten Novemberwoche auf 62 Rubel (0,61 Euro) im regionalen Durchschnitt. Als Gründe für den Preissprung gelten das Wetter sowie die Rekordernte im vergangenen Jahr, die auf die Erzeugerpreise gedrückt hatte und zu weniger Kartoffelanbau führte. / KP, Bloknot (beide RU)

Konsolidierung im Schiffsbau
Die einzige russische Werft für Großschiffe, der Schiffsbaukomplex Swesda, soll Teil des staatlichen Schiffsbaukonzerns OSK werden. Wie die Wirtschaftszeitung RBC erfuhr, will der staatliche Ölkonzern Rosneft seine Anteile an der fernöstlichen Werft an die ebenfalls staatliche zweitgrößte Bank des Landes VTB verkaufen. Präsident Wladimir Putin hat das Geschäft bereits genehmigt, so der Bericht. In OSK sind etwa 80% der russischen Schiffsbaukapazitäten gebündelt. Vor einem Jahr hatte Putin das finanziell angeschlagene Unternehmen an VTB übergeben. Rosneft ist der größte Investor von Swesda. Die modernste russische Werft baut u. a. rund 300 Meter lange Öl- und Flüssiggastanker für Rosneft selbst und den Gashersteller Novatek. Der Preis für die Werft soll bei 250 Mrd. Rubel (2,5 Mrd. Euro) liegen. / RBC (RU)