Im November wird es dunkler und kälter, die Sonne verliert an Kraft, das Götterpaar wird alt. Und dann geht es in die Tiefe hinab, wo sich unter den Wurzeln des Weltenbaumes die Göttin verjüngt und wo der Sonnengott in der Stille der Wintersonnenwendnacht wiedergeboren wird. In unserer technologisch geprägten Kultur beschreiben wir den Wandel der Jahreszeiten anders; wir fassen unsere Erkenntnisse lieber in mathematische Formeln und in Computermodelle, stellen astronomische Berechnungen an und verwerfen die bildhaften Deutungen, wie man sie in fast allen indigenen Kulturen findet und auch bei unseren eigenen Vorfahren fand, als irrational. Die mechanistische Vorgehensweise ermöglicht es uns, Sonden zum Mars zu schicken und Galaxien zu erkunden, aber sie bietet wenig Nahrung für unsere Seele. Die Seelenbilder, die Mythen und Märchen der verschiedenen Kulturen, lassen sich nicht auf Physik reduzieren; sie sind metaphysischer Natur. Sie sind Teil der Seelenlandschaft. (Wolf-Dieter Storl)