In dem Hassbekenntnis ruht das Eigentümliche: die Unterströmungen.
Und dieser Taumel zwischen Anziehung und Abstoßung; das Schwanken zwischen Misstrauen und Hingabe;
der blutige Schmerz in der Wonne,
das ganze Ringen zweier Willensmächte: das beginnt nach der Liebeserfüllung; nicht vorher.
Da entfalten die Seelen ihre volle Stärke, nicht vorher.
Da geht der Kampf in ganzer Rüstung, nicht vorher.
Da stehen die Charaktere auf gleichem Feld, nicht vorher.
Da sind die Schranken zwischen zwei Menschen dahin, da erst, nicht vorher.
Holder und traumhafter mag die Ahnung sein: wilder und reicher ist die Gegenwart.
Alfred Kerr (1867 - 1948)
@Philopappos_24