Aus der Swiss-Food Schweiz zur grünen Ideologie im Hinblick auf eine gesicherte Nahrungsmittelerzeugung.
11.12.2024
Grün gefärbte Kapitulationserklärung
Liebe Leserinnen und Leser
Der jährlich erscheinende «Agrarbericht» des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) präsentiert sich dieses Jahr in einem optimistischen Licht. Die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln wird gelobt, die Ökologisierung der Landwirtschaft gefeiert. Doch hinter den grünen Schlagzeilen verbirgt sich eine alarmierende Realität. Die Politik wirkt orientierungslos. Sie verlangt von den Landwirten, dass sie weniger Fleisch und Milchprodukte produzieren und dafür den Pflanzenbau forcieren. Gleichzeitig entziehen die Behörden den Bauern die Mittel, um die Kulturpflanzen zu schützen. Die Konsequenz: Die regionale Produktion leidet, die Versorgungssicherheit schwindet und mehr Nahrungsmittel müssen importiert werden.
Der Agrarbericht ist eine Rückschau. Er bezieht sich aufs Jahr 2023. Er beschönigt daher die Situation zusätzlich, denn die Produktionsprobleme beim Pflanzenbau haben sich im laufenden Jahr noch verschärft. Es gibt zu wenig Brotweizen und die Importkontingente wurden im laufenden Jahr stark erhöht. Die Kartoffelernte ist schwierig, insbesondere im Bio-Bereich fällt rund die Hälfte der Ernte aus. Nach Weihnachten wird es keine Schweizer Bio-Kartoffeln mehr geben. Und weil die Zwiebeln verfaulen, werden viele Landwirte den Anbau aufgeben. Ein Berner Zibelemärit ohne Schweizer Zwiebeln? Eigentlich undenkbar... Auch das Schweizer Weinbaujahr war äusserst schwierig. «Das Pflanzenschutzjahr 2024 verdeutlichte die enorme Bedeutung einer sorgfältigen Auswahl und präzisen Terminierung der
Pflanzenschutzmittelanwendungen. Winzerinnen und Winzer, die Termine ausliessen, mussten erhebliche Ertragseinbussen hinnehmen. Nur durch konsequente und termingerechte Behandlungen konnte der Krankheitsdruck effektiv reduziert und ein zufriedenstellender Ertrag gesichert werden.» Dies schreibt das Fachmagazin Obst + Wein. Immer mehr Kulturen stehen ohne wirksamen Schutz da. Beispiele sind Drahtwürmer in Kartoffeln, Blattläuse in Zuckerrüben, Stängelrüssler in Raps, weisse Fliegen in Rosenkohl oder die Kirschessigfliege bei Obst, Beeren und Reben. Auch die steigende Zahl von Notfallzulassungen ist ein Indiz für die Krise im Pflanzenschutz: Weil die politischen Rezepte nicht funktionieren, braucht es eine Hintertüre. Ehrlich ist das nicht. Die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln führt in eine Sackgasse. Die Folgen sind klar: Abstriche beim Resistenzmanagement, zunehmende Schwierigkeiten, die Qualitätsanforderungen von Detailhandel und Lebensmittelverarbeitern zu erfüllen, wachsende Totalausfallrisiken, eine sinkende Anbaubereitschaft für gewisse Kulturen und folglich steigende Lebensmittelimporte.
Gleichzeitig propagiert der Bund eine neue Ernährungspyramide: Es werden pflanzliche Proteine wie Hülsenfrüchte vor den tierischen wie Fleisch und Fisch in den Vordergrund gerückt. Bei den Kohlenhydraten liegt der Fokus vermehrt auf Vollkornprodukten. Weiterhin wird eine breite Auswahl an saisonalen und regionalen Früchte- und Gemüsesorten empfohlen. Ideal seien «5 Portionen pro Tag, frisch, bunt und roh», schreibt das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in seinem Newsletter. «Früchte und Gemüse liefern viele Vitamine, Mineralstoffe, Nahrungsfasern und sekundäre Pflanzenstoffe. Jede Sorte bietet eine andere Fülle an wertvollen Inhaltsstoffen. Je abwechslungsreicher und farbenfroher die Auswahl, desto besser für die Gesundheit.» Und als Tüpfchen auf dem i: «Tun Sie der Umwelt etwas Gutes, indem Sie regional und saisonal einkaufen.»
Doch das gleiche Amt ist im Lead für die Zulassung neuer, moderner Pflanzenschutzmittel – und diese stockt. Besonders prekär ist die Situation im Bio-Landbau. Hier gibt es keine Alternative zum Einsatz von kupferbasierten Pflanzenschutzmitteln gegen Pilzkrankheiten. Kupfer ist ein Schwermetall, das im Boden verbleibt und langfristig die Bodengesundheit gefährdet.…