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Grinch`s Horrortrip vor Weihnachten
(= Christougenniatikophobie)
Teil VI von VII: Gioconda Belli und der RĂĽckspiegel
Belli erzählt (u. a.) in ihrer Autobiografie „Die Verteidigung des Glücks“, wie sie sich ab 1970 am Widerstand der Sandinistischen Befreiungsfront in Nicaragua gegen die Somoza-Diktatur beteiligte. Sie arbeitete als Verbindungsfrau, besorgte Medikamente, lernte den Umgang mit Waffen und wurde in grundsätzliche Sicherheitsmaßnahmen für das Leben im Untergrund „eingeweiht“. Es war überlebenswichtig zu lernen, wie man im Auto merkte, ob man verfolgt wurde oder wie man zu Fuß oder mit einem Wagen Verfolger abschüttelte.
Der erste Konflikt, der auf der organischen Ebene die Sehrinde betraf, ist vermutlich 1972 eingetreten als ein Erdbeben Managua in Trümmer legte und die Stadt fast völlig zerstört wurde. Auch Gioconda Bellis Haus löste sich in seine Bestandteile auf. Gerade noch rechtzeitig konnte sie mit ihrem Kind und Mann aus dem Haus fliehen. Der zweite Angst-im-Nacken-Konflikt, der auf der organischen Ebene den Glaskörper betraf, ist aller Wahrscheinlichkeit, nach einem Theater-Besuch eingetreten, nachdem sie festgestellt hatte, dass sie verfolgt wurde.
Sie beschrieb den braunen Chevy mit den beiden Männern, die hinter ihr her waren, als „riesiges Insekt, das hinter ihr herflog und ihren Rücken mit zwei Paar durchdringenden Augen löcherte“. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Geheimpolizei der Diktatur ihre Companeros aus der sandinistischen Befreiungsfront ermordet hatten. Und jetzt waren sie hinter ihr her… . Monate lang fühlte sie sich wie ein Tier im Zoo, eingesperrt von zwei Paar Augen, bis sich dann doch ihre Verfolger in Luft auflösten. Erst viel es ihr schwer zu glauben, dass im Rückspiegel der Chevy nicht mehr zu sehen war. Sie wartete darauf, dass ein anderes Fahrzeug auftauchen würde und fuhr oft ziellos durch die Stadt, um zu sehen, ob die Polizei eine andere Methode der Überwachung anwandte, indem sie verschiedene Fahrzeuge benutzten. Doch sie sah sie nicht wieder…Sie war „sauber“.
Nach dieser Episode schrieb Gioconda Belli „Doch das Gefühl, verfolgt zu werden, ließ mich nicht los. Seither leide ich an chronischem Argwohn, an dem Tick, andauernd in den Rückspiegel sehen zu müssen.“ Wird wie beim Grinch ein Konflikt aufgelöst, würde auch Gioaconda Belli ihren Verfolgungswahn augenblicklich auflösen. Und Weihnachten wäre, wie beim Grinch, wieder perfekt.
Dr. Stefan Lanka & Ursula Stoll
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