Ohne Abdrücke im Denken keine ErinnerungDie meisten, die diese Wendezeit aktiv mitdenkend miterlebt haben, werden sich nach ihrem Ende, wenn wir wieder in ruhigeren und neuen Gewässern sind, noch einmal wundern: die meisten der Überlebenden werden sich an das, was in dieser Zeit passiert ist, nicht erinnern. Es wird für sie bemerkenswerter Weise nichts geben, an das sie sich erinnern können und deshalb auch nichts, über das sie nachdenken könnten.
Warum? Sie haben es doch miterlebt! Oder nicht? Nein, sie haben es eben nicht erlebt, weil sie es nicht aktiv mit gedacht und bedacht haben. Aus mentaler und moralischer Überforderung blieben ihre Sinne insofern verschlossen, betäubt und abgelenkt, als dass sie das, was tatsächlich um sie herum und mit ihnen geschah, mental nicht verarbeiten, nicht begreifen, also begrifflich nicht fassen, und daher auch nicht festhalten konnten. Sie hatten Augen, sahen aber nicht, und Ohren, hörten aber nicht.
Das, was sie glauben erlebt und mit erlebt zu haben, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als vollkommene Illusion. Eine Illusion jedoch kann man nicht erleben, man kann in ihr nur gefangen sein wie in einem Traum und dann eben nichts erleben. Und das wird das traurige Fazit für den Großteil der Menschen sein, nachdem sie in einem der größten Zeitenwandel von Millennien zwar physisch anwesend aber nicht bei Sinnen waren.
Der aufmerksame Mitleser wird hier schon die Parallelbotschaft für eine gesunde Geisteshaltung erkennen können: die Zeiten, die wir in Zuständen der Einbildung verbringen, erleben wir nicht, erleben also auch uns selbst nicht. Leben wir dann überhaupt?
So wie die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg ihr eigenes Erleben der vergangenen 15 Jahre erst in Geschichtsbüchern nachlesen mussten die dann freilich als zensierte Bücher der Siegermächte eine vollkommen verzerrte, andere Geschichte lieferten als das, was tatsächlich passiert war und warum es passierte - so wird die Masse der Menschen in den kommenden Jahren auch erst nachlesen müssen, was sie 2020 bis 2024 und natürlich auch davor erlebt", also genauer gesagt nicht erlebt, d.h. verpasst hat.
Es gibt nur sehr wenige Menschen, die ihre Beschreibungen der Welt aus ihrer eigenen Wahrnehmung der Welt ableiten. Die meisten Menschen übernehmen Beschreibungen von anderen vollkommen unabhängig von ihrem eigenen konkreten Erleben. Das ist kein bloßes Vergessen. Die Ursache dafür, dass sie sich nicht erinnern können, liegt vielmehr darin, dass sie im Geschehen keine Wahrnehmung hatten und dass jene keinen Fragmente persönlicher Wahrnehmungen im Nachhinein überschrieben werden von den „Berichten", Nach-richten", „Geschichten" und Erklärungen anderer. Wir können daran erkennen, dass Erinnerungen nicht aus Erfahrungen entstehen, sondern aus den mentalen Abdrücken, die letztere hinterlassen. Die Menschen ”erinnern" sich an das, was sie als mentale Abdrücke in ihren kognitiven Archiven finden - und das karın eben auch eine Geschichte sein, die ihnen eingebläut wurde.
Wachsein beginnt erst dort, wo wir uns an das erinnern, was wir tatsächlich erlebt und durchlebt haben. Und dafür müssen wir mental verinnerlichen, was uns begegnet. Ohne eine denkende, abstrahierende, abbildende und rekonstruierende Verarbeitung von Erlebtem und Aufgenommenem findet das nicht statt und wir bleiben Zuschauer von Filmen, deren Macher wir nicht kennen.
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