Dieser Hilfeschrei ist wirklich harter Tobak
Fast alle Pfleger des Seniorenheims „Haus Waldblick“ in Marburg sind in Quarantäne. Die Folge: Die 42 Corona-infizierten, mitunter hochbetagten Bewohner, sind auf sich alleine gestellt.Die Bewohner eines Seniorenheims in Moischt, liegen mitunter einsam und hilflos in ihren Betten. In ihren eigenen Fäkalien, über Stunden und das seit Tagen. 42 von ihnen seien mit dem Coronavirus infiziert. Mittlerweile ist praktisch auch das gesamte Waldblick-Personal, von Pflegekräften über Küchenmitarbeiter bis zu Verwaltungsangestellten, in Quarantäne. Keiner von ihnen darf die eigenen vier Wände verlassen, das Moischter Haus betreten und die erkrankten Alten versorgen. Mindestens ein Verstorbener soll über Tage im Bett gelegen haben, niemand holte die Person ab. Eine andere Person soll, da kein Notarzt ins Haus kam, ohne palliative Behandlung gestorben sein.
„Die alten Menschen können nicht mehr versorgt werden. Es fehlt die dafür nötige Manpower."
„Ich kann von niemandem verlangen, dass er sich gefährden soll. Aber wenn niemand etwas tut, wird das schlimm enden“, sagt Bohl, der selbst in Quarantäne gefangen und hörbar aufgewühlt ist. Es seien nur noch zwei Pflegekräfte im Einsatz. „Es ist der Horror.“
Combé und Bohl arbeiten an einem Verlegungsplan, haben Zusagen von umliegenden Pflege-Einrichtungen, wo noch Plätze frei wären. Sie würden Waldblick-Bewohner vorübergehend aufnehmen – doch weil dort alle infiziert sind, dürfen sie das nicht. Wegen des Gesundheitsschutzes der anderen Bewohner.
„Alle, die über dem Anschlag arbeiten, müssen jetzt eventuell mit zusehen, wie die Menschen, um die sie sich aufopferungsvoll gekümmert haben, im Stich gelassen werden“, sagt Combé.
Stadt, Gesundheitsamt, Bundeswehr: „Da liegt jetzt die Verantwortung. Das Haus steht in Flammen, es geht nichts mehr, keiner von uns – egal ob mit oder ohne Symptome in Quarantäne – darf mehr rein und sich um die alten Menschen kümmern“, sagt Combé. Bei dem Ex-Pflegedienstleiter – neben Moischt arbeitete er ab Anfang der 1990er-Jahre auch in Neustadt – mischt sich in die Verzweiflung und Fassungslosigkeit vor allem eine Emotion: Wut. „Jahrzehntelang ist das System von der Politik runtergespart worden, ich schäme mich für diese Gesellschaft.“
Plötzlich fahren Fahrzeuge von Technischem Hilfswerk und Rettungsdienst vor. Menschen steigen aus und ziehen
Corona-Vollschutz an: weiße Overalls, FFP2-Masken, Schutzbrillen, Gesichtsvisiere, Plastiküberzieher für die Schuhe. Es sind Mitarbeiter des Fachbereiches Gefahrenabwehr des Landkreises sowie der Betreuungs-und Pflegeaufsicht des Regierungspräsidiums Gießen.
„Die Lage ist natürlich angespannt, denn unter anderem gibt es in Marburg zwei größere Kliniken, die ebenso um die Pflegekräfte konkurrieren, wie auch Pflegeheime oder die Vitos-Kliniken“, sagt Tanja Siegert vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Marburg. Immerhin gibt es in der Region 146 arbeitssuchende Altenpfleger, von denen 92 arbeitslos gemeldet sind – sie könnten also sofort zur Verfügung stehen.
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