Ich habe den Film - so wie jeder andere der Zuseher der Vorstellung - bei der "Diagonale" in Graz zum ersten Mal gesehen. Mein Dank an Igor Hauzenberger für seinen Mut, verschiedene Seiten des Demonstrationsgeschehens zu beleuchten. Ich kann mir vorstellen, dass er von vielen Menschen dafür heftig kritisiert wird, nicht einfach dem "gewohnten Narrativ" gefolgt zu sein, sondern neue Aspekte aufgezeigt zu haben.
Eine Demokratie braucht vor allem eines: die Bereitschaft, miteinander zu sprechen. Demonstrationen sind ein Frühwarnsystem des demokratischen Rechtsstaates, durch das die Menschen eine Möglichkeit erhalten, auch zwischen und abseits von Wahlen auf mögliche Missstände hinzuweisen und Anliegen bzw. Sachthemen an die Politik vorzutragen. Deshalb ist das Versammlungsrecht eine der wichtigsten Grundfreiheiten der freien, westlichen Demokratien.
Der Anstieg der Demonstrationen in Österreich in den Jahren 2020 und 2021 zeigt deutlich, dass es immer mehr zu einem Auseinanderklaffen des politischen Geschehens und der Lebensrealität der Zivilgesellschaft kommt. Die Reaktion darauf kann und darf nicht sein, die Demonstranten zu pauschalisieren und ihre Anliegen zu verschweigen. Politische Verantwortung und politischer Weitblick bedeutet, die Anliegen aller Menschen zu vertreten, nicht nur diejenigen einer ausgesuchten Gruppierung.
Selbstverständlich im Rahmen des demokratischen Diskussionsrahmens, auf dem Boden der österreichischen Bundesverfassung und des deutschen Grundgesetzes. Selbstverständlich auf bedingungslos friedliche, zivilisierte Art und Weise.
Friedliche Menschen der gesellschaftlichen Mitte und ihre Anliegen medial "auszublenden" führt langfristig zu einer Auslieferung dieser Regierungskritiker an hetzerische Akteure des politischen Randes, zu einer Radikalisierung unserer Gesellschaft und zu Destabilisierung der Demokratie. Dieser Film leistet einen wichtigen Beitrag, eine solche Entwicklung zu verhindern.