Alles Wahlbetrug? Ein paar harte Fakten gegen destruktive Verschwörungstheorien.
Die Prognosen der Landtagswahl in Brandenburg flackern erst seit wenigen Minuten über die Bildschirme, verkünden u.a. einen Wahlsieg der SPD. Und sofort sind die Kommentarspalten im Internet voll mit Vorwürfen: Das müsse Wahlbetrug sein, die Ergebnisse stünden vorher fest. Doch das ist Unsinn und sogar schädlich, denn der ständige Vorwurf, die Wahlen wären durchweg manipuliert, kostet mittelfristig oppositionelle Wähler, die aus Frustration („es bringt ja eh nichts“) Wahlen gänzlich fernbleiben.
Anmerkung: Natürlich gibt es immer wieder Fälle von Wahlbetrug, dies betrifft jedoch in der Regel einzelne Wahllokale und zwei- bis maximal dreistellige Stimmenzahlen. Diese haben zumindest auf ein Landesergebnis jedoch nur geringe Auswirkungen, wenngleich natürlich jede verlorene Stimme eine zuviel ist.
1.) Wieso können Prognosen um 18 Uhr die Wahlergebnisse relativ genau vorhersagen?
Direkt vor den Wahllokalen finden durch Umfrageinstitute sogenannte „Nachwahlbefragungen“ statt, bei denen Wähler einen Stimmzettel vorgelegt bekommen, den sie identisch so ausfüllen sollen, wie sie zuvor abgestimmt haben und ihn anschließend anonym in eine Urne werfen. Je mehr solche Umfragen durchgeführt werden, desto exakter kommt die Prognose an das finale Ergebnis. Einberechnet werden auch Tendenzen aus vorherigen Umfragen, Erfahrungen zurückliegender Wahlen (Einordnung des lokalen Ergebnisses in Relation zum Landesergebnis und eine Abschätzung der Briefwahl in Relation zum prognostizierten Ergebnis). Zur Landtagswahl in Sachsen wurde die Zahl der Nachwahlbefragungen beispielsweise deutlich erhöht, in Brandenburg dürfte das heute ähnlich sein.
2.) Wie kann die SPD plötzlich auf ein Ergebnis von über 31 % kommen?
Noch zu Jahresbeginn lag die SPD in einer INSA-Umfrage in Brandenburg bei gerade einmal 17 %, plötzlich gewinnt sie die Wahl mit – wahrscheinlich – über 31 %. Ist das möglich? Ja, denn der reine Blick auf die SPD täuscht. Die SPD hat die Wahl taktisch gewonnen, indem sie allen anderen etablierten Parteien Angst vor einem Sieg der AfD gemacht hat. Die Grünen haben ihr Ergebnis ebenso wie BVB/Freie Wähler halbiert, die Linkspartei fliegt hochkant aus dem Landtag, die FDP wird mit unter einem Prozent zur Splitterpartei und die CDU bekommt ihr schlechtestes jemals in einem Flächenland erzielte Wahlergebnis als Quittung. All diese Parteien haben Stimmen verloren, einige an die AfD, die deutlich zulegen konnte, viele an die BSW (aus dem Stand zweistellig), aber eben vor allem auch Stimmen an die Woidke-SPD, um stärkste Kraft zu werden. Das ist nicht schön, aber nennt sich taktisches Wählen. Und das funktioniert leider auf der Gegenseite besser, wenngleich natürlich durch mediale Dauerberieslung und finanzstarke Akteure (z.B. die Wahlbeeinflussungs-Kampagne des linken Netzwerkes Campact, nicht zu verwechseln mit dem patriotischen Magazin COMPACT) die Voraussetzungen deutlich besser sind, um die taktische Wahl zu bewerben.
Soviel erst einmal zu den beiden sich derzeit rasant verbreitenden Verschwörungstheorien, die nicht unkommentiert bleiben sollten. Beide Theorien lassen sich mit einem genaueren Blick leicht widerlegen.
Michael Brück
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