Wenn Eltern emotional nicht erreichbar sind - Still Face-ExperimentDer Entwicklungspsychologe Edward Tronick entwickelte das Still-Face-Verfahren und zeigt auf, wie stark Kinder auf direkte Reaktionen und Blickkontakt ihrer Bezugsmenschen angewiesen sind. Besonders
in den ersten drei Lebensjahren!
Kinder versuchen stets Kontakt mit ihren Bezugsmenschen aufzubauen, um eine soziale Bindung zu knüpfen, zu vertiefen oder von ihnen zu lernen. Dies funktioniert am besten, wenn sie eine liebevolle Reaktion erhalten in Form von Lächeln, Blickkontakt und Zuwendung.
Oft ist jedoch der Kommunikationspartner abgelenkt, immer häufiger durch irgendein Medium, wie bspw. das Handy und das Kind schaut in ein ausdrucksloses, versteinertes Gesicht (still face). Es erhält keine Aufmerksamkeit. Dadurch kann das Kind recht schnell in Panik geraten und immer heftiger versuchen die Aufmerksamkeit zu erlangen. Zunächst vielleicht nur durch Gestiken und der normalen Stimme, beides wird dann immer ausdrucksstärker, bis das Kind so verzweifelt ist, dass es anfängt zu weinen. Wird nach einigen Minuten auf das Kind reagiert, dann 'vergisst' es schnell diese für es schlimme Erfahrung. Passiert dieses Verhalten aber öfter, dann wird das Kind zunächst ärgerlicher, dann verzweifelter und irgendwann immer schwächer versuchen den Kontakt zu suchen, bis es schließlich resigniert und der Gedanke entstanden ist "ich bin nicht genug und erhalte nicht das, was ich brauche".
Häufige emotionale Abwesenheit kann deshalb zu frühkindlichen Entwicklungsstörungen führen und sich außerdem auf das spätere Leben auswirken.Des Weiteren schadet Kindern vor einem Alter von zwei Jahren das Beschäftigen mit einem Medium mit Bildschirm (bei täglich bis zu drei Stunden). Der Bildschirm kann eher schlecht, als recht auf das Kind reagieren. Normalerweise übernehmen das die Bezugsmenschen: es erfolgen dann emotionale Gesten oder Worte, sie regen zum sprachlichen Austausch an und benennen Dinge in der Umgebung des Kindes. Fehlen diese Stimulationen und Anregungen, kann das zu einer verzögerten Sprachentwicklung und kaum sozialen Fähigkeiten führen. Die Kinder ähneln dann Autisten, denn sie können sich meist nur schwer auf etwas konzentrieren, keinen Blickkontakt aufbauen oder halten und haben zudem Schwierigkeiten Emotionen zu deuten oder überhaupt wahrzunehmen (Pseudo-Autismus/ virtueller Autismus).
Kinder unter zwei Jahren haben
keinen Lerneffekt von Fernsehprogrammen oder anderen Bildschirmmedien, denn sie können noch nicht zwischen realem und fiktiven Leben unterscheiden. Ihnen fehlt es dann an Interaktionen mit Menschen und dazu noch an Bewegung; beides wird dringend für eine gute mentale, sprachliche, soziale und körperliche Entwicklung benötigt.
Was noch hinzukommt, ist die Strahlung dieser Geräte, die zusätzlich die Gesundheit des Kindes gefährden.
Forscher des Cincinnati Children's Hospital fanden raus, dass bei Kindern, die mehr als zwei Stunden täglich vor einem Bildschirm sitzen, sich die weiße Substanz im Gehirn verringert. Diese Substanz hilft bei der Verarbeitung und Organisation von Gedanken und anderen wichtigen Faktoren, wie Sprache.
Empfehlung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ):
Kinder unter 2 Jahren: KEINE Medien (d.h. auch nicht mitschauen oder zuhören)
Vorschulkinder: max. halbe Stunde pro Tag
Bis zum Jugendalter: schrittweise Erhöhung der Medienzeit bis zu max. 2 Stunden pro Tag
KEIN Medienkonsum beim Essen"Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit." (Ellie Wiesel)
Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=YTTSXc6sARgQuellen: Jama Pediatr., Monatsschr Kinderheilkd, University of Massachusetts Amherst, Intractable Rare Dis Res., J Med Invest., ScienceDaily, OERF 1/Sendereihe Dimensionen 11.12.2019, 19:05
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