Lärm und Aufsehen in der Welt verursachen und sich Ruhm gewinnen – das ist zweierlei. Die große Masse, ein sehr unberufener Richter darüber, wem Ehre gebühre, läßt sich durch den äußeren Schein alles Großen und Wunderbaren leicht betören und verwechselt gar zu gern gute Taten und außerordentliche, Reichtum und persönliches Verdienst, blendenden Glanz und innere Gediegenheit. Ganz anders der Maßstab, den aufgeklärte und geistig bedeutende Menschen anlegen, vor denen hält es schwerer zu bestehen; sie zergliedern das Leben der Großen wie ein Anatom eine Leiche und werfen die Frage auf: War, was sie wollten, recht und edel? Waren sie gerechten Sinnes? Was hatte von ihnen die Welt: mehr Segen oder mehr Schaden? Stand ihr Mut unter der Vormundschaft ihrer Weisheit oder war er nur ein Ausbruch ihres Temperaments? Den Wert des Erreichten bemessen sie nach dem Werte der Beweggründe, beurteilen aber nicht die Beweggründe nach dem Erfolge. Mag das Laster in den schönsten Schein sich hüllen, sie lassen sich nicht blenden und geben den Preis des Ruhms nur dem Verdienste und dem Manneswert.
- Friedrich der Große -
Aus: Der Antimachiavell
Bild: Friedrich II. (der Große), König von Preußen - Wilhelm Camphausen
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