Hoch oben am Berg, tief in seinem Inneren, sollen sie zu Hause sein, die „Saligen Fräulein“. In verschiedenen Teilen Tirols, vor allem in Reutte und im Ötztal, sollen sie gesichtet worden sein. Es sind zauberhafte Wesen von zarter Gestalt, die den Menschen gut gesonnen sind, solange diese ihre Regeln beachten. Eine davon besagt, dass keiner Gämse Leid zugefügt werden darf. Ein reicher Jäger wusste nichts davon und verfolgte eines Tages einen Rudel Gämsen bis ins Hintereis im Ötztal. Die Tiere verschwanden in einem Felsspalt, der sich plötzlich unter lautem Getöse geöffnet hatte. Dem Jäger erschien eine schöne weibliche Gestalt mit goldenem Haar. Sie stellte sich als eine der drei Saligen Fräulein vor. Wenn der Jäger in Zukunft von diesem Ort und den Gämsen Abstand halten würde, könnte er glücklich im Tal weiterleben. Wenn nicht, dann würden sich die Saligen Fräulein fürchterlich an ihm rächen.
Ein Jahr lang hielt sich der Jäger daran, danach ließ sein Jagdtrieb die Warnung vergessen. Er kehrte ins Hintereis zurück, um einen weißen Gamsbock zu schießen. Ein furchtbares Krachen kündigte das Loslösen von riesigen Schollen an, die ins Tal stürzten und alles verwüsteten. Noch heute sind im Ötztal Schutthalden zu sehen, die an die Rache der Saligen Fräulein erinnern.