März 1953
Zinnkraut-Zauber
Zu den ersten Heilkräutern, die uns der beginnende Frühling schenkt, gehört das Zinnkraut, auch Schachtelhalm genannt, welches als Unkraut überall an Sümpfen und auf Wiesen und Äckern wächst und von jedermann kostenlos gesammelt werden kann.
Frisch gepresst, getrocknet oder als Tinktur angesetzt ist es ein unschätzbares Hausmittel, das in jedem Haushalt vorrätig gehalten werden sollte. Es ist eine der kieselsäurehaltigsten Pflanzen, gilt seit alten Zeiten als eines der erfolgreichsten Blutreinigungsmittel und bewirkt eine Ausscheidung innerer Gifte auf dem Weg über Nieren und Blase. Seine Zauberkraft, den Harnfluss zu fördern, macht es außerdem zu einem vorzüglichen Heilmittel bei Gicht, Blasen-und Nierenleiden, ferner bei Wassersucht, mag diese von Herz-, Leber- oder Nierenleiden oder von Scharlach kommen. Wenn sich irgendwo wässerige Anschwellungen zeigen, sollte man zu Zinnkraut greifen, hüte sich aber vor zu starken Gaben, da solche die Nieren reizen und zu blutigem Urin führest können.
Umgekehrt ist das Zinnkraut in mäßigen Gaben ein altbewährtes Mittel gegen Blutungen, ob sie nun aus Nase, Lunge, Magen oder Unterleib kommen, und wird hier am besten mit gleichen Teilen Eichenrinde, Tormentill und Hirtentäschel als Tee (täglich ein bis zwei Tassen über den ganzen Tag schluckweise verteilt) genommen. Bei Blutungen ist jedoch immer ärztliche Hilfe zuzuziehen, weil ein ernstes und bedrohliches Leiden Zugrunde liegen kann.
Erstaunliche Erfolge sieht man auch bei der äußerlichen Anwendung des Zinnkrauts als Auflagen oder Umschläge. Bei Blasenkrämpfen oder schmerzhaftem Harnlassen macht man entweder heiße Aufschläge mit teegetränkten Tüchern, oder man setzt sich auf einen Eimer mit frischem Zinnkrautabsud und lässt die Dämpfe auf die schmerzenden Teile strömen. Auch kann man das frisch gebrühte, gut ausgepresste Kraut in ein Tuch wickeln und die kranken Teile damit einpacken. Bei eiternden Wunden und alten Geschwüren reinigen und heilen Waschungen und Umschläge mit Zinnkraut-Tee.
Zur innerliches Anwendung bedient man sich am häufigsten des Tees. Etwa 20 gr. des ganzen Krautes werden mit 1/2 Liter kochenden Wassers überbrüht, zehn bis zwanzig Minuten ziehen gelassen und abgeseiht. Davon trinkt man täglich 1 - 2 Tassen, schluckweise auf den ganzen Tag verteilt. Kräftiger wirkt der aus dem frischen Kraut gepresste Saft, von dem man etwa dreimal täglich einen Esslöffel auf eine Tasse Wasser nimmt.
Während das getrocknete Zinnkraut höchstens ein Jahr gelagert werden kann, ist das mit Wein oder Schnaps als Tinktur abgesetzte Kraut unbeschränkt haltbar. Man macht damit mehrmals jährlich eine 3 - 4-wöchige Kur, indem man dreimal täglich 10 – 20 Tropfen in etwas Wasser nimmt.
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