UNSICHTBARER KRIEG
Sie haben den CODE entdeckt, den Ur-Code, wie man in Menschen Gefühle erzeugen kann. Synthetische Leimruten haben sie entwickelt, uns durch Gefühle so zu stimulieren, dass wir im Schwingen der tiefsten Emotion, der LIEBE, dem Gefühl von Verbundenheit die Burgtore unseres Herzens aufstoßen und uns verschmelzen mit unserem Gegenüber.
TÄUSCHUNG, BETRUG durch synthetische Erzeugung von Gefühlen in allem: in Musik, üppigen Bildern und Filmaufnahmen, gefühlsstrotzenden Reden, Texten, widerwärtig aufgepumpten spirituellen Floskeln und künstlichen Stimulanzien in der digitalen Welt. Epos, Pathos, Theatralik der Superlative, bonbonfarbene Bildkulissen fließen wie eine rosarote, zuckrige Süßspeise durch das Netz, hinaus auf die Bühnen TV und Radio-Sender. Die Menschen, die man durch die Widerwärtigkeit ewig pulsierender Ängste und Drohkulissen bisher nicht erreichte, umschlingt man nun mit den klebrigen Spinnenfäden emotionaler Suggestion, glitzernde Fischernetze, die man durchs Meer zieht, um sie dann über den erschrockenen Leibern der Fische ungnädig zusammen zu ziehen.
Es ist das Verwerflichste unserer Zeitgeschichte, Krieg gegen den Menschen zu führen, indem man ihn mit der augenscheinlichen Erfüllung seiner Sehnsucht nach liebender Geborgenheit und Eins-Sein in göttlicher Ganzheit lockt, wie mit billigen Ködern. Versprechungen, die an digitaler Vollkommenheit des Scheins ihresgleichen suchen, führen die Menschheit in einem psychopathischen Spiel in den Abgrund. Brot und Spiele der anderen Art, weil die Zuschauer diesmal zugleich unwissende Spieler in der Arena sind, weil die wilden Tiere noch in ihren Zellen kauern.
Kaum, dass es jemand erkennt. Denn der Feind hat keinen gefürchteten Namen, kein hasserfülltes Gesicht, keine Waffe in den Händen und kein Heer hinter sich, das schreiend die Hänge hinab zum Angriff stürmt. Da niemand Böses ahnt, hat keiner die Chance sich vorzubereiten, sich zu schützen oder einen fairen Kampf zu führen. Alles ist schreiend schön, gewaltig liebevoll, strangulierend bergend, furchtbar rettend und wild liebend.
LIEBE ist zum DÄMON geworden. Es würde die Menschen wahnsinnig machen, müsste man ihnen erklären, dass der werbende Liebes-Bote der Knecht der Finsternis ist.
So zucken die Grimassen einer verzerrten Hoffnung auf Liebe und Wahrheit weiter, wie verrückte Irrlichter über die Sümpfe des digitalen Netzes. Breitgeschminkte Münder entlassen Versprechungen, dramatisch-epische Klangkulissen wühlen sich durch die Bildschirme, schwülstig-schwere Sentimentalitäten tropfen wie billiger Honig aus Bühnenrednern und KI-generierten Schönheiten, verheißen den Himmel-to-go auf Erden.
Wohl dem, der den Code kennt, den Ur-Code der Liebe in seinem Herzen abgespeichert hat, wie einen Mess-Stab aus Gold. Wohl dem, der ihn wie ein Ellen-Maß über die Schein-Heiligkeiten der Kunst-Welt zu legen vermag und sie erkennt, die winzig kleine Abweichung, die Lüge, den Betrug, der von der Wahrheit trennt. Der „KRISTALLENE BLICK“ wird es sein, der Materie durchdringt und die SEELE darin findet oder eben nicht.
Abendgedanken, Susanne Lohrey
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